Inflammation als Pathomechanismus

Naturmedizin 2/2018

Entzündungsfördernde Ernährung erhöht das Darmkrebsrisiko

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Die Ernährung spielt eine wichtige Rolle bei der Darmkrebsentstehung – und zwar nicht nur durch etwaiges Übergewicht, sondern auch durch das Auslösen entzündlicher Vorgänge. Eine antiinflammatorische Ernährungsweise könnte sich daher positiv auf das Kolonkarzinom-Risiko auswirken, was aber noch weitere Studien bestätigen müssen.
Etwa jede achte Krebserkrankung in Deutschland betrifft den Darm. So stellt das kolorektale Karzinom den in Deutschland zweithäufigsten bösartigen Tumor dar. Im Jahr 2014 waren etwa 33 100 Männer und 27 900 Frauen betroffen. Im Laufe des Lebens erkrankt eine von 18 Frauen und einer von 15 Männern an Darmkrebs. Fast zwei Drittel der Erkrankungen betreffen den Dickdarm. Karzinome des End- bzw. Mastdarmes machen bei Frauen 26 % und bei Männern 33 % der Fälle aus. Das Rektosigmoid ist immer seltener betroffen. In nur 1 bis 2 % ist der Analkanal betroffen, die Inzidenz ist jedoch ansteigend. Ursächlich hierfür könnten chronische Infektionen mit humanen Papillomaviren (HPV) sein.
Das Risiko steigt generell mit dem Lebensalter. Frauen haben ein mittleres Erkrankungsalter von 75, Männer von 72 Jahren. Nur ca. zehn Prozent der kolorektalen Karzinome treten vor dem 55. Lebensjahr auf. Die relative Fünf-Jahres-Überlebensrate liegt für beide Geschlechter bei ca. 62 % (Robert Koch Institut: Krebs in Deutschland für 2013 / 2014).
Ähnlich sieht es in den USA aus – hier ist Darmkrebs die am dritthäufigsten diagnostizierte Krebserkrankung.
Die wichtigsten Risikofaktoren für die Entstehung eines kolorektalen Karzinoms sind bekannt: Adipositas und Nikotinabusus, Bewegungsmangel und ballaststoffarme Ernährung. Auch regelmäßiger Alkoholkonsum und der Verzehr von viel rotem Fleisch und Wurstwaren erhöhen das Erkrankungsrisiko. Chronisch entzündliche Darmerkrankungen steigern das Risiko, in geringem Umfang, ebenfalls. Interessant ist hier, dass Adipositas als ein Zustand chronischer Entzündung niedrigen Grades gilt. Entzündliche Vorgänge spielen in der Darmkrebsentwicklung aber eine wichtige Rolle. Sind bestimmte Ernährungsweisen die Auslöser für solche Entzündungen? Dieser Frage gingen nun Tabung et al. der Harvard University in Cambridge nach.
 

 

Der empirische diätetische Entzündungsindex (EDIP)

 
Im Jahr 2016 stellten sie den von ihnen entwickelten und validierten „empirical dietary inflammatory pattern score (EDIP)“ vor (J Nutr 2016; 146(8): 1560–70). Der EDIP-Score stellt ein hypothesengeleitetes Ernährungsmuster dar, das die Qualität der Lebensmittel anhand ihres entzündlichen Potenzials beurteilt. Dazu verwendeten die Wissenschaftler die Daten von drei laufenden Kohorten, die in den Jahren 1976, 1986 und 1989 starteten und insgesamt 289 660 amerikanische Frauen und Männer beobachten.
Anhand geeigneter Daten (Zeitraum 1989 bis 1999) aus diesen Kohorten konnte der Zusammenhang bestimmter Ernährungsmuster mit vier entzündungsbestimmenden Plasmamarkern in Verbindung gebracht werden: Interleukin-6 (IL-6), C-reaktives Protein (CRP), Tumornekrosefaktor- a-Rezeptor 2 (TNFaR2 bzw. TNF-R2) und Adiponektin.
EDIP umfasst 18 Lebensmittelgruppen, wovon neun als proinflammatorisch und neun als antiinflammatorisch gelten. Der EDIP-Score ist die gewichtete Summe dieser 18 Nahrungsgruppen und bewertet das entzündliche Potenzial der Ernährungsweise auf einem Kontinuum von maximal entzündungshemmend bis maximal proinflammatorisch. Das heißt, niedrigere Werte weisen auf eine entzündungshemmende Ernährung hin, höhere Werte stehen für eine eher proinflammatorische Ernährung.
 

 

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