Tumor Treating Fields

Arzt-Depesche

TTF-Therapie auch beim Pleuramesotheliom wirksam

Im Rahmen eines Science Updates stellten die Experten Prof. Oliver Bähr, Klinikum Aschaffenburg-Alzenau, und Dr. Claas Wesseler, Thoraxzentrum Asklepios Klinikum Hamburg- Harburg, aktuelle Studienergebnisse zu Tumor Treating Fields (TTF) bei Patient:innen mit Grad IV Gliomen und deren Einsatz in der Behandlung von Patient:innen mit Pleuramesotheliom sowie nicht-kleinzelligem Lungenkarzinom (NCSLC) vor. 

In einem am Rande des Deutschen Krebskongreses (DKK) 2024 stattfindenden Science Update sprach Prof. Oliver Bähr darüber, in welchem Maße Patien:innen mit Grad 4 Gliomen von einer Therapie mit TTF profitieren. Nachdem er Daten zur in-vitro-Evidenz des Wirkmechanismus von TTFields erläutert hatte, präsentierte er das Design und die Ergebnisse der EF14-Studie, einer Phase-3-Studie, in der die Wirksamkeit von TTFields + Temozolomid (TZM) im Vergleich zu TZM allein bei neu diagnostizierten Glioblastomen untersucht wurde. Die abschließende Analyse des Gesamtüberlebens (OS) ergab eine mediane Überlebenszeit von fast 21 Monaten für TTF+TMZ im Vergleich zu 16 Monaten für TMZ allein in dieser Patientenpopulation. Für die Kombination mit TTF wurde über einen Zeitraum von fünf Jahren eine erhöhte Überlebensrate beobachtet. Mit Ausnahme lokaler Hautreizungen kam es unter TTFields zu keiner Zunahme schwerwiegender systemischer unerwünschter Ereignisse (UE). Die TTFields-Monotherapie verursachte weniger systemische UE als die Chemotherapie. Die Lebensqualität, gemessen anhand der HRQoL-Daten über ein Jahr mit den Fragebögen EORTC-QLQ-C30 und QLQ-BN20, blieb mit Ausnahme von „Hautjucken“ unverändert. Patientinnen und Patienten mit hoher Applikationszeit (≥ 75 %) und hoher Energiedichte (≥ 1,15 mW/cm3) zeigten das höchste Gesamtüberleben, wobei eine TTFields Applikationszeit ≥ 75 % als unabhängiger Prädiktor für das OS fungierte.  Prof. Bähr ging sodann auf aktuell laufende und geplante Studien mit TTFields beim Glioblastom ein, wie die EF-32 (TRIDENT) Studie mit TTFields + Radiochemotherapie, die EF-25 (METIS) Studie mit dem Einsatz von TTFields bei Hirnmetastasen des NSCLC sowie die EF-41 (KEYNOTE D58) Studie, in der TTFields + TMZ + Immun-Checkpoint-Inhibition untersucht werden. Er stellte zudem näher die Glioblastom-Pilotstudie 2-THE-TOP vor, eine einarmige Phase-2-Studie zur Untersuchung von TTFields, Pembrolizumab und Temozolomid bei erwachsenen Patient:innen mit neu diagnostiziertem Glioblastom. Sie basierte auf in vitro Daten, die zeigten, dass TTFields durch Induktion von zellulärem Stress einen nachgeschalteten immunogenen Zelltod auslösen können. So verbesserte die gleichzeitige Anwendung von TTFields mit Inhibitoren des programmierten Zelltodproteins 1 (PD-1) die Tumorkontrolle in Tiermodellen. In der klinischen Pilotstudie zeigten sechs von 15 Patienten mit messbarer Resterkrankung ein partielles oder komplettes Ansprechen, wobei die molekularen Analysen auf eine Aktivierung der T-Zellen durch TTFields hindeuteten. Die gleichzeitige Gabe von TTFields, Pembrolizumab und Temozolomid wurde von den Patient:innen im Allgemeinen gut vertragen. Die häufigsten schwerwiegenden unerwünschten Ereignisse waren Thrombosen bei vier Patient:innen (15%), Krampfanfälle bei drei Patienten (11,5%) und Stoffwechselstörungen bei zwei Patient:innen (7,7%). Dr. Claas Wesseler präsentierte anschließend aktuelle Daten zum Einsatz von TTFs beim Pleuramesotheliom und beim NSCLC. Simulationen hatten gezeigt, dass die Feldstärke hoch genug ist, um einen therapeutischen Effekt zu erzielen und dass die Verteilung des elektrischen Feldes die Behandlung von thorakalen Tumoren ermöglicht. Dr. Wesseler ging zudem auf Daten der STELLAR-Studie (EF-23) ein, einer Phase-2-Studie, in der TTFields (150 kHz) zusammen mit Chemotherapie, Pemetrexed und Cisplatin oder Carboplatin in der Erstlinienbehandlung des Pleuramesothelioms eingesetzt wurden. Das mediane OS betrug 18,2 Monate. Aufgeteilt nach epiteloider und nicht-epiteloider Histologie ergab sich in einer Post-hoc-Analyse ein medianes OS bzw. progressionsfreies Überleben (PFS) von 21,2/12,1 Monaten bzw. 8,3/6,5 Monaten. Bei 36 % der Patient:innen traten schwere UE (Grad 3-4) auf, wobei die häufigsten UE vom Grad 3 oder 4 (in ≥ 5 % der Patient:innen) Anämie (11 %), Neutropenie (9 %), Thrombozytopenie (5 %) und Reaktionen auf das Medizinprodukt (5 %) waren. Keine der schweren UE wurde jedoch mit der TTFields-Therapie in Verbindung gebracht. Als Nebenwirkungen der TTFields wurden Hautirritationen unter den Arrays eingestuft, die bei 66 % der Patient:innen leichte bis mittelschwere UE (Grad 1/2) und bei vier Patient:innen (5 %) Grad 2/3 waren. Die meisten Hautirritationen verschwanden nach der Behandlung mit topischen Steroiden oder einer kurzen Behandlungspause. Dr. Weseler stellte zudem die LUNAR-Studie (EF-24) vor, eine zulassungsrelevante, randomisierte, offene Phase-3-Studie zur Therapie mit TTFields in Kombination mit Immun-Checkpoint-Inhibitoren (ICI) oder Docetaxel (DTX) zur Behandlung des vorbehandelten, inoperablen, metastasierten NSCLC. Die Studie zeigte, dass TTFields + ICI/DTX das mediane Überleben im Vergleich zu ICI oder DTX allein signifikant um 3,3 Monate verlängerte. Darüber hinaus führte die Behandlung des Primärtumors mit TTFields zu einer signifikanten Reduktion der Metastasenbildung in der Lunge. Er fasste zusammen, dass die TTFields-Therapie als Teil der Standardbehandlung für NSCLC im Stadium IV nach fortgeschrittener Erkrankung oder nach einer platinbasierten Therapie in Betracht gezogen werden kann.GFI

Quelle: Science-Update: Behandlung des WHO-Grad 4 Glioms und des Mesothelioms, Berlin, Deutscher Krebskongress, 22. Februar 2024
Veranstalter: Novocure GmbH; Optune®: Tumortherapiefelder (TTFields)
ICD-Codes: C71.0

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