Komplementär- und Alternativmedizin: Ost- versus Westeuropa

Naturmedizin 4/2022

Trennt ein Vorhang Ost und West?

Die Nachfrage nach verschiedenen Formen der Komplementär- und Alternativmedizin (KAM), wie Homöopathie, traditionelle chinesische Medizin und Osteopathie, wächst europaweit weiter. Sehr wenig ist darüber bekannt, ob die Prävalenz und Muster der KAMNutzung Europa spalten. Eine aktuelle Studie untersuchte Daten aus der allgemeinen Bevölkerung für einen Vergleich zwischen ost- und westeuropäischen Ländern.
Souček und Hofreiter führten den länderübergreifenden Vergleich anhand von Daten aus dem International Social Survey Programm aus, die zuletzt 2011 gesammelt wurden. Außerdem wollten sie untersuchen, ob ein Vertrauensmangel bei Einzelnen gebenüber Ärzt:innen sowie in die Gesundheitssysteme besteht, der die Besuche bei KAM-Praktiker:innen in Europa erklärt.
In den östlichen Ländern berichteten insgesamt 531 (5,5 %) Befragte über einen Besuch bei KAM-Praktiker:innen während der vorangegangenen 12 Monate, in Westeuropa 11,6 % der befragten Personen.
In Westeuropa ist die Nutzung von KAM am weitesten bei jüngeren Frauen verbreitet, bei Menschen mit mit einem niedrigeren sozioökonomischen Status und bei solchen mit geringem Vertrauen in konventionell arbeitende Ärzt:innen. In Osteuropa werden KAM-Praktizierende hauptsächlich von Älteren besucht und Städtern mit einem höheren sozioökonomischen Status sowie einem relativ hohen Vertrauen in Ärzt:innen. Die Autor:innen kommen zu dem Schluss, dass mehr als 3 Jahrzehnte nach dem Zusammenbruch des sozialistischen Experiments in Osteuropa, es Hinweise darauf gibt, dass der europäische Kontinent in Beziehung auf den alternativen Gesundheitssektor weiterhin geteilt ist.
Quelle: Souček I, Hofreiter R.: Medical pluralism in east and west europe: A comparison of people visiting healthcare Practitioners Specializing in Complementary and Alternative Medicine. Complement Med Res. 2022 Mar 29. doi: 10.1159/000524330. Epub ahead of print. PMID: 35350023

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