Onkologische Chirurgie

Naturmedizin 2/2024

Misteltherapie in der perioperativen Phase

Chirurgische Eingriffe beeinträchtigen das Immunsystem über mehrere Mechanismen und könnten das Metastasierungs- und Rezidiv-Risiko bei Krebs erhöhen. Immunologische Therapien in der perioperativen Phase könnten somit eine entscheidende Rolle für die langfristige Besserung von Outcomes bei Krebserkrankungen spielen. Ein systematisches Review und Metaanalyse deutet auf einen möglichen Nutzen des Einsatzes von Mistelextrakt als Add-on-Therapie in der perioperativen Phase hin.
Praxisfazit
In einer Studie mit 70 Proband:innen mit Krebserkrankungen des Verdauungstrakts besserten sich bei den Patient:innen, die zusätzlich zur onkologischen Standardtherapie s.c.-Injektionen mit Mistel erhielten, immunologische Parameter und die Lebensqualität. In Bezug auf die Überlebens-und Rezidivrate zeigten die Metaanalysen von jeweils drei Studien keinen Nutzen einer Misteltherapie.

Der Effekt einer Misteltherapie als ergänzende Behandlung zur onkologischen Standardtherapie wurde in insgesamt fünf RCTs untersucht; die Kontrollgruppe erhielt nur die Standardbehandlung. Eine rumänische Arbeitsgruppe führte eine Studie mit 70 Patient:innen mit Krebserkrankungen des Verdauungstraktes durch. 40 Personen wurden für jeweils zwei Wochen prä- und postoperativ mit Mistelextrakt behandelt (s.c.-Injektionen). Der Karnofsky-Index besserte sich in der Inter ventionsgruppe 60 Tage nach Hospitalisierung um 22 % (p < 0,01), während er sich in der nach Alter und Geschlecht adjustierten Kontrollgruppe um 13 % verschlechterte. Die Forschenden untersuchten darüber hinaus 15 Blutparameter 14 Tage nach der Operation. Im Vergleich zu den Werten bei Baseline hatten sich in der Interventionsgruppe NK-, T- und B-Zellen erhöht. In der Kontrollgruppe wurde ein Rückgang der NK-Zellen (nicht signifikant) und ein stärkerer Anstieg der peripheren Leukozyten im Vergleich zu den Ausgangswerten verzeichnet.

Die Metaanalysen von jeweils drei Studien zeigten keinen Unterschied zwischen Misteltherapie und keiner zusätzlichen Intervention in Bezug auf Überleben (Risk Ratio, RR 1,00; 95 %-KI 0,79–1,27, p = 0,97) und Rezidivrate (RR 1,03; 95 %-KI 0,79–1,33, p = 0,85). Die Nachbeobachtungszeit zur Erfassung von Überlebens- und Rezidivrate variierte in den Studien zwischen 18 Monaten und acht Jahren.

Nebenwirkungen im Fokus

Behandlungsabbrüche aufgrund von Grad-3- oder Grad-4-Toxizitäten waren in einer Studie mit Melanom-Patient:innen im Inter ventionsarm häufiger als in der Gruppe ohne zusätzliche Misteltherapie. Eine RCT berichtete über keine unerwünschten Ereignisse nach der Anwendung von Mistelextrakt. In einer weiteren Untersuchung war die Zahl der Nebenwirkungen während der Operation sowie der schwerwiegenden und der postoperativen Nebenwirkungen im Behandlungs- und Kontrollarm ähnlich hoch.

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