Lebensstilmodifikation und komplementäre Therapien mit nachgewiesener Sicherheit und Wirksamkeit sind als Teil des Best-Practice-MS-Managements unerlässlich, insbesondere für Menschen, deren Zugang zu Gesundheitsleistungen eingeschränkt ist. Laut Weld-Blundell et al. ist es jedoch bisher unklar, inwieweit klinische MS-Leitlinien sich mit diesen Strategien befassen. Zwei Forscher:innen untersuchten unabhängig voneinander Artikel, extrahierten Daten und bewerteten die Leitlinienqualität. Sie nahmen 31 Leitlinien und Konsenserklärungen auf. Sie beurteilten die Qualität als hoch für die Kriterien „Klarheit der Präsentation“ (77 %) und „Umfang und Zweck“ (73 %), moderat für „Stakeholder Entwicklung“ (56 %), „Strenge der Entwicklung“ (48 %) und „redaktionelle Unabhängigkeit“ (47 %) und niedrig für „Anwendbarkeit“ (29 %). 2 Leitlinien, die sich auf körperliche Aktivität und Bewegung, Achtsamkeit, Raucherentwöhnung und Vitamin D sowie Nahrungsergänzung mit mehrfach ungesättigten Fettsäuren beziehen, erzielten in allen Bereichen hohe Punktzahlen.
Hochwertige Leitlinien und Konsenserklärungen zur Orientierung bei Lebensstilmodifikationen und komplementären Therapien im MS-Management sind also nur begrenzt vorhanden. Die Ergebnisse weisen auf die Notwendigkeit der Entwicklung entsprechender Richtlinien hin.