Depressionen, Adipositas, Schilddrüsendysfunktion
Trotz des breiten Einsatzes von Antidepressiva ist die Therapie schwerer depressiver Episoden immer noch eine Herausforderung und hat häufig keinen durchschlagenden Erfolg. Deshalb ist es von wachsender Bedeutung, bisher weniger beachteten Mechanismen auf den Grund zu gehen, die eine Rolle für die Pathogenese von schweren Depressionen spielen könnten.
Praxisfazit
Patient:innen mit einer Depression sollten auf das Vorliegen einer Schilddrüsendysfunktion gescreent werden. Weist eine Patientin oder ein Patient mit einer schweren depressiven Episode erhöhte Lipid- oder Glukosewerte auf, sollte das in der Therapie berücksichtigt werden.
Chinesische Wissenschaftler:innen rekrutierten zu diesem Zweck 1.718 arzneimittelnaive Patient:innen mit einer neu aufgetretenen schweren depressiven Episode. 59,7 % der Proband:innen (n = 1.026) waren übergewichtig bzw. adipös (BMI ≥ 24). 72,3 % der Personen (n = 742) mit einem erhöhten BMI litten zudem an einer Schilddrüsendysfunktion, während die Prävalenz bei Normalgewichtigen nur 58,8 % (n = 407) betrug. Damit hatten adipöse Patient:innen gegenüber Normalgewichtigen ein 1,75-fach erhöhtes Risiko einer Schilddrüsendysfunktion. Bisherige Forschungsarbeiten zur Assoziation zwischen Schilddrüsendysfunktion und Adipositas konzentrierten sich auf die Allgemeinbevölkerung, und selbst hier konnten die genauen Mechanismen nicht vollständig geklärt werden – eine schwere Depression als Komorbidität verkompliziert die Zusammenhänge zusätzlich und bedarf weiterer Studien. In der vorliegenden Analyse waren außerdem die Gesamtcholesterin- und LDL-C-Werte sowie der Nüchternglukosespiegel von adipösen Patient:innen mit einer thyreoidalen Dysfunktion höher als von adipösen, euthyreoten Proband:innen. Die Autor:innen weisen darauf hin, dass in der Studie weder die Art der thyreoidalen Dysfunktion noch der hohe BMI genauer klassifiziert wurden.
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