Phytotherapie gegen Viren

Naturmedizin 1/2024

Das antivirale Potenzial von Melissa officinalis

Stress, Ängste und Schlafprobleme sind gängige Indikationen für Melissa officinalis. Wachsende Evidenz zeugt davon, dass die Pflanze zudem antivirale Eigenschaften hat. Eine Übersichtsarbeit einer Forschungsgruppe aus dem Iran hat den Effekt von Melissa officinalis bei viralen Erkrankungen untersucht.

Praxisfazit
Die stärkste Evidenz zum antiviralen Effekt von Melissa officinalis gibt es für HSV Typ 1 und 2. Aber auch bei anderen viralen Erkrankungen konnte Melissa officinalis in vitro die Virusreplikation verhindern. Ihre antivirale Aktivität hat die Melisse vor allem der Rosmarinsäure zu verdanken.

SARS-CoV-2

Das Spike-Protein und die Hauptprotease von SARS-CoV-2 sind verantwortlich für seine Pathogenität. Untersuchungen haben gezeigt, dass sich drei Pflanzenstoffe in Melissa officinalis an die Proteine binden und sie deaktivieren können.

Enterovirus 71 (EV71)

Eine Studie kam zu dem Ergebnis, dass der wässrige Extrakt aus Melissa officinalis den Verlust der Viabilität von mit EV71-infizierten Viruszellen verhindert und dass Melissa officinalis einen hohen Anteil an antiviralen Verbindungen enthält. Nachfolgende Untersuchungen zeigten, dass die antivirale Wirkung von Melissa officinalis auf die Rosmarinsäure im methanolischen Extrakt zurückzuführen ist. Sie verhindert unter anderem die EV71-Virusreplikation. Rosmarinsäure schützte zudem die Zellen vor Zytopathie und verhinderte den Zelltod. Rosmarinsäure hatte die stärkste Hemmwirkung in der Anfangsphase viraler Infektionen.

HIV

Die im Extrakt aus Melissa officinalis enthaltene Rosmarinsäure hemmt HIV-1-Stämme durch zwei Methoden: Sie unterbindet zum einen die virale Replikation in MT4-Zellen und reagiert unter anderem unter sauren Bedingungen mit Nitrat-Ionen und bildet Verbindungen, die die HIV-1-Integrase in einem submikromolaren Bereich hemmen.

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