Vorbeugung von Harnwegsinfekten

Naturmedizin 4/2022

Cranberry & Kürbiskernextrakt hilft gegen Rezidive

Nach wie vor zählen Antibiotika wie Trimethoprim-Sulfamethoxazol zu den effektivsten Prophylaktika zur Vermeidung von Harnwegsinfektionen. Das Problem dieser Mittel liegt in der Art und Häufigkeit von Nebenwirkungen und darin, dass die wiederholte Einnahme dieser Mittel zu Resistenzen führen kann, so dass deren Wirksamkeit schwächer werden oder ganz ausbleiben kann. Als Alternative zur Vorbeugung gegen Harnwegsinfektionen bieten sich Phytotherapeutika wie z. B. Cranberry-Präparate an. Allerdings war deren klinische Wirksamkeit angesichts unzureichender oder teilweise widersprüchlicher Studienergebnisse bisher noch umstritten.
Mittlerweile aber wird deren Eignung als Prophylaktika deutlich positiver bewertet. So kommt z. B. das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit (IQWiG) anhand zahlreicher Studien zu dem Schluss, dass aufgrund der gezeigten Rezidiv-Vermeidung im Vergleich zu Placebo der präventive Einsatz von Cranberry-Präparaten bei Frauen mit unkomplizierter wiederkehrender Blasenentzündung sinnvoll sein kann. In diesem Zusammenhang konnte jetzt erstmals für einen Cranberry / Kürbiskernextrakt- Kombination gezeigt werden [1], dass die in mehreren produktspezifischen, präklinischen Studien nachgewiesene Hemmung der Bakterienadhärenz [2-5] auch zu klinisch nachweisbaren Effekten führt. Die neue Studie wurde u. a. im Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie der Charité - Universitätsmedizin Berlin durchgeführt. Aufgenommen wurden 23 Frauen mit unkomplizierten, chronisch-rezidivierenden Harnwegsinfektionen (definiert als ≥3 Infektionen pro Jahr oder 2 Infektionen in den letzten 6 Monaten). Nach der Aufnahmeuntersuchung begann 1 Monat später die Einnahmephase des Cranberry / Kürbiskern-Produktes (Cystorenal ® Cranberry plus), die nach einer Zwischenvisite (nach 3 Monaten) mit einer Abschlussvisite nach 6 Monaten endete. Das Produkt sollte in Form von Kapseln 3-mal täglich eingenommen werden.
Die Anzahl der Rezidive in den vergangenen 6 Monaten war nach Studienende im Mittel signifikant niedriger als zu Beginn der Studie. Die durchschnittliche Rezidivrate sank während der Einnahmedauer des Studienpräparates von 2,2 (±0,8) auf 0,5 (±0,9) Rezidive. Dabei erwies sich die Mehrzahl der Teilnehmerinnen als „Responder“, d. h. während der Dauer der Cranberry /Kürbiskern- Einnahme war bei ihnen kein einziges Rezidiv aufgetreten. Parallel dazu waren am Studienende auch deutlich weniger Antibiotikatherapien zu verzeichnen: Gegenüber 1,1 (±0,7) Therapien in den 6 Monaten vor Studienbeginn reduzierte sich die Anzahl auf 0,1 (±0,4) Therapien während der Einnahmedauer des Studienpräparates (Abb. 1).
 
Keine Änderung des Mikrobioms
Untersucht wurde auch die Zusammensetzung des intestinalen Mikrobioms, d. h. der Gesamtheit der im Magen-Darm-Trakt vorkommenden Bakterien. Das intestinale Mikrobiom gilt als eine der Ursachen für rezidivierende Harnwegsinfektionen. Das Ergebnis fällt überraschend aus: In der Zusammensetzung gab es weder im Vergleich Responder vs. Non-Responder noch im zeitlichen Vergleich V0 vs. V3 (s. Abb. 2) wesentliche Unterschiede. Zumindest unter den gewählten Studienbedingungen scheint das Cranberry / Kürbiskern-Produkt keine Auswirkung auf das Mikrobiom zu haben.
 

Die Einnahme des Cranberry / Kürbiskern- Produktes wurde von den Teilnehmerinnen sehr positiv beurteilt. Offensichtlicher Grund ist die klinische Wirksamkeit, denn im Mittel kam es bei chronischen unkomplizierten Harnwegsinfektionen zu einer deutlichen Senkung der Rezidivrate. Bei der überwiegenden Anzahl an Teilnehmerinnen trat im Studienzeitraum kein einziges Rezidiv mehr auf. Damit einhergehend reduzierte sich auch die Anzahl der Antibiotikatherapien. Um mögliche Einflüsse der Produkteinnahme auf das intestinale Mikrobiom nachzuweisen, bedarf es weiterer Untersuchungen. Insgesamt aber machen die Ergebnisse dieser Studie deutlich, dass mit dem Cranberry / Kürbiskern-Produkt eine wirksame, gut verträgliche Alternative zu Antibiotika zur Verfügung steht.

Quelle: Autor: Dr. Gunter Lemmnitz
ICD-Codes: N39.0

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