Psyche

Naturmedizin

ADHS erhöht Risiko für andere psychische Erkrankungen

ADHS ist assoziiert mit einer Reihe von psychischen Störungen. Das fand ein Forschungsteam des Lehrstuhls für Epidemiologie der Universität Augsburg mithilfe der Mendelschen Randomisierung heraus. Die Studie liefert neue Erkenntnisse zum Zusammenhang zwischen verschiedenen psychischen Erkrankungen.

Praxisfazit
Bei der Behandlung von Patient:innen mit ADHS sollte man im Blick haben, dass sie ein erhöhtes Risiko für weitere psychische Erkrankungen haben. In der vorliegenden Studie war ADHS vor allem assoziiert mit schweren depressiven Störungen, Anorexia nervosa, Suizidversuchen und posttraumatischer Belastungsstörung.

Die genetische Veranlagung für ADHS war ein unabhängiger Risikofaktor für Anorexia nervosa (Odds ratio, OR 1,28; 95 %-KI 1,11-1,47). Die Forschenden fanden heraus, dass es einen bidirektionalen Zusammenhang zwischen ADHS und schweren depressiven Störungen gibt (MDD, major depressive disorder; OR 1,09; 95 %-KI 1,03-1,15 bzw. OR 1,76; 95 %-KI 1,50-2,06). Nach Adjustierung nach MDD bestand eine direkte Assoziation zwischen ADHS und Suizidversuchen (OR 1,30; 95 %-KI 1,16-1,47) und posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS; OR 1,18; 95 %-KI 1,05-1,33). MDD stand auch in direktem Zusammenhang zu PTBS (OR 1,67; 95 %-KI 1,37-2,02) und Suizidversuchen (OR 1,42; 95 %-KI 1,08-1,87).

Kein Zusammenhang bestand zwischen ADHS und Angststörungen, bipolaren Störungen oder Schizophrenie.

ADHS und MDD

Eine Reihe von Studien hat gezeigt, dass etwa 35-50 % der Erwachsenen mit ADHS im Laufe ihres Lebens eine oder mehrere schwere depressive Episoden erleben. In der Allgemeinbevölkerung liegt der Prozentsatz für das Risiko einer schweren depressiven Episode bei etwa 15 %. Die Evidenz deutet auf einen familiären Zusammenhang und ein gemeinsames genetisches Risiko zwischen ADHS und Depression hin. Das vorliegende Studienergebnis, die bidirektionale Beziehung zwischen ADHS und MDD, sollte mit Vorsicht betrachtet werden. ADHS entwickelt sich häufig in einem frühen Alter, weshalb die meisten der in der Untersuchung berücksichtigten Fälle in der Kindheit diagnostiziert wurden. Die Mendelsche Randomisierung ist nicht in der Lage, Effekte zu modellieren, die innerhalb eines bestimmten Zeitraums auftreten.

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