Ihr Suchstring lautete „Cannabis OR cannabinoids OR delta-9-tetrahydrocannabinol OR THC OR cannabidiol OR CBD OR marijuana OR nabilone OR dronabinol OR nabiximols AND pain OR noxious OR analgesia OR visual analog scale OR VAS OR numeric rating scale OR NRS“. Damit identifiziert wurden 15 Studien im Parallelgruppen- und 10 im Crossover-Design mit insgesamt 2.248 Teilnehmern (51,57 % Frauen). Die Patienten im Alter von 43,50 bis 62,80, durchschnittlich 52,09 Jahren litten in sieben Studien an neuropathischen, in vier an krebsbedingten und in je drei an diabetes- oder MSassoziierten Schmerzen. In je einer Studie waren es Bauchschmerzen, Gelenkschmerzen, „chronische Schmerzen“, Fibromyalgie, Kopfschmerz, HIV-assoziierte, postoperative und „verschiedene“ Schmerzen.
In fünf Studien waren Ganzpflanzen- Cannabis, in elf Pflanzenextrakte und in neun Studien die synthetischen Cannabinoide Dronabinol, Nabilone und CT3 eingesetzt worden. Nach den Basis- und Endpunktdaten (numerische Ratingskalen, Visuell-Analog-Skalen etc.) wurden die jeweiligen Effektgrößen (Cohens‘d) berechnet. Über alle Studien hinweg ging die Verabreichung von Cannabinoiden mit einem mittleren bis großen subjektiven schmerzlindernden Effekt einher (Cohen‘s d: -0,58; 95 %-KI: -0,74 bis -0,43). Dagegen zeigte sich für die Placebo-Gabe nur eine kleine bis mittlere Effektgröße (Cohen‘s d: -0,39; 95 %-KI: -0,52 bis -0,26). Der Unterschied war signifikant (p <0,05).Dabei bestand jeweils eine beträchtliche Heterogenität zwischen den Cannabinoid- bzw. Placebo-Effektgrößen (I2: 91,47 % bzw. 92,66 %). Außerdem zeigten kleinere Studien stärkere Effekte auf die Schmerzlinderung als größere (p < 0,05). Die galt tendenziell auch für Studien mit höherem Frauenanteil (p = 0,09).
Natürliche versus synthetische Cannabinoide
Die Meta-Regression bestätigte, dass nach Kontrolle auf andere Variablen sowohl natürliche als auch synthetische Cannabinoide signifikant besser wirkten als Placebo. Dabei fiel die Schmerzreduktion unter natürlichen Cannabinoiden (β: -0,43, 95 %-KI: -0,62 bis -0,24; p <0,05) etwas stärker aus als unter synthetischen Cannabinoiden (β: -0,39, 95 %-KI: -0,65 bis -0,14; p < 0,05).
Die Therapie chronischer Schmerzzustände mit Opioiden ist besonders in den USA aufgrund hoher Suchtraten und vieler Todesfälle in Verruf geraten. Die Ergebnisse dieser Metaanalyse legen nahe, dass cannabisbasierte Pharmakotherapien eine wirksame Ersatz- oder auch Zusatztherapie sein könnten. Die Autoren betonen, dass gegebenenfalls auf mögliche nachteilige Effekte auf die Kognition, die in dieser Metaanalyse nicht auswertbar waren, zu achten ist.