Stürze alter Menschen führen häufig zu Hospitalisierung und Pflegebedürftigkeit. Sie erhöhen die Mortalitätsgefahr um bis zu 30 %, auch verursachen sie immense Kosten und stellen damit eine nicht unerhebliche Belastung der Gesundheitssysteme weltweit dar. Für das Jahr 2015 konnten die durch Stürze älterer Menschen ausgelösten Gesundheitskosten auf 50 Milliarden Dollar beziffert werden. Der Sturzprophylaxe kommt somit eine erhöhte Wichtigkeit zu, und effektive Methoden müssen verifiziert und in der Folge auch für Ärzte, Therapeuten, Pflegepersonal und Betroffene zur Verfügung gestellt werden. Balancefördernde Übungen sind erwiesenermaßen wirksam. Doch welche Übungen genau sind für ältere Erwachsene mit hohem Sturzrisiko besonders geeignet?
Tai-Chi-Chuan: Moving for better Balance
Zwölf Monate lief die Studie, an der 670 sturzgefährdete Personen mit einem durchschnittlichen Alter von 77,7 Jahren teilnahmen, davon waren 65,1 % Frauen. Die Teilnehmer wurden in drei Gruppen eingeteilt. Über sechs Monate praktizierte die TJQMBB- Gruppe (Tai Ji Quan Moving for better Balance, n = 224) acht modifizierte Übungen des Tai-Chi-Chuan. Sie zielen auf eine Synchronisierung von Atmung und Bewegung ab, die auf Gewichtsverlagerungen, einseitigen Belastungen, Drehungen von Kopf, Schulter und Rumpf sowie koordinierten Augen-Hand-Bewegungen basieren.
223 Teilnehmer wurden der Gruppe für multimodale Bewegungsübungen zugeteilt. Sie prakitzierten ein halbes Jahr lang eine Mischung aus Kraft-, Gleichgewichts- und Flexibilitätsübungen. Weitere 223 Probanden in der Dehnungsgruppe übten über sechs Monate eine Mischung aus Dehnung, Entspannung und Atmungstechniken. Zweimal pro Woche je 60 Minuten trainierten alle drei Gruppen. Jede Trainingseinheit bestand aus 10 bis 15 Minuten Aufwärmphase, 40 bis 45 Minuten Übungen und fünf Minuten „Cool-down“-Phase. Die Teilnehmer sollten die Übungen zu Hause nicht durchführen. Nach den sechs Monaten wurden alle Teilnehmer weitere sechs Monate nachbeobachtet.
Ergebnisse: Sturz oder nicht?
Zu Beginn wurden demografische Daten, der allgemeine Gesundheitszustand und der Ruheblutdruck der Teilnehmer erfasst. Als primäres Ergebnisziel wurde die Anzahl der Stürze mittlerer und schwerer Art definiert. Die Teilnehmer mussten die Stürze selbst melden, und zwar vier, sechs und zwölf Monate nach Interventionsbeginn. Sekundäre Ergebnisse waren die Anzahl der sturzbedingten Notaufnahmebesuche und Krankenhausaufenthalte. Die Anwesenheitsrate aller Gruppen betrug bei den 48 Trainingseinheiten 77,3 %. 36 Teilnehmer (5,4 %) beendeten die Studie nicht. Es traten 102 schwere Stürze innerhalb der zwölf Monate auf, davon 90 nachvollziehbar durch Krankenhausakten. 50 der Stürze traten in der Dehnungsgruppe auf, 29 in der Multimodalgruppe und 11 in der Tai-Chi-Chuan- Gruppe. Tai-Chi-Chuan war somit signifikant wirksamer bei der Reduzierung schwerer schädlicher Stürze als die Vergleichsinterventionen.