COPD

Praxis-Depesche

Subklassifizierung des Emphysems im quantitativen CT

In der Diagnostik des Lungenemphysems haben die konventionelle visuelle und die quantitative CT jeweils unterschiedliche Stärken und Schwächen. Das Verteilungsmuster – oberlappen- vs. unterlappenbetont – kann grundsätzlich mit beiden Verfahren ermittelt werden. Die rein visuelle Methode stößt besonders bei fortgeschrittenem Emphysem aber oft an ihre Grenzen.
Die Subklassifikation des Emphysems kann bei der chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) diagnostisch hoch relevant sein. Der zentrilobuläre Typ, gekennzeichnet durch eine Dilatation des Lungenläppchen-Zentrums, ist bei Emphysemen, die durch Rauchen bedingt sind, oft der dominierende Subtyp und häufig von Entzündung und Obstruktion der Bronchiolen begleitet. Dieser Emphysemtyp befällt meist den Oberlappen oder das oberste Segment des Unterlappens. Das panlobuläre Emphysem wiederum ist charakterisiert durch eine gleichförmige Dilatation des gesamten Lungenläppchens, einschließlich der distalen Luftwege, der Bronchiolen und Alveolarräume. Bei Alpha-1-Antitrypsinmangel (Alpha-1-Protease-Inhibitor-Mangel) ist das der prädominante Phänotyp, mit bevorzugtem Befall des Unterlappens.
Eine der Hauptdomänen quantitativer CTVerfahren ist die exakte und reproduzierbare densitometrische Messung des Emphysemschweregrads, der wiederum mit der Progression von Lungenfunktionsdefiziten, Exazerbationen und Mortalität korreliert.
 
Unter- und Oberlappentyp?
Wie sich der im quantitativen CT anhand des Verteilungsmusters ermittelte Emphysemphänotyp zu einer möglichen Beteiligung der distalen Atemwege (Bronchiolen) im Verhältnis zum Lungenparenchym (Alveolarepithel) und dem entsprechenden Schweregrad der COPD verhält, wurde bislang nur unzureichend untersucht. Südkoreanische Forschende fanden nun in einer Kohorte von 425 COPD-Patient:innen mithilfe eines quantitativen CT-Verfahrens heraus, dass der Atemwegs- im Vergleich zum Parenchymbefall bei unterlappenbetontem Verteilungsmuster stärker prononciert ist als bei oberlappenbetontem – das heißt, schwerere Obstruktion und höhere Wandstärke der distalen Luftwege bei niedrigerem Emphysemindex, also geringerem Emphysemanteil am gesamten Lungenvolumen. Beim Unterlappentyp traten therapiebedürftige Exazerbationen mit Dyspnoe, Husten oder Auswurf häufiger auf als beim Oberlappentyp. Unterlappenbefall war mit ausgeprägterem Air Trapping, also höherem Residualvolumen (RV) und Verhältnis von RV zu totaler Lungenkapazität, assoziiert.
 
Unterlappentyp spricht besser auf die Therapie an
Die „nicht schwer Erkrankten“ aus der gesamten Kohorte erhielten nach einer Auswaschphase eine Kombinationstherapie mit inhalativem Kortikosteroid (ICS) und lang wirksamem Beta-Agonisten (LABA). Das erhöhte RV ging beim Unterlappentyp unter dieser Behandlung stärker zurück als beim Oberlappentyp. Den Emphysem- Phänotyp mittels quantitativem CT zu ermitteln, erscheint daher hilfreich im Hinblick auf die prädiktive Einschätzung von Therapieansprechen und Exazerbationsneigung. TH
Quelle: Park J et al.: Phenotyping COPD patients with emphysema distribution using quantitative CT measurement; more severe airway involvement in lower dominant emphysema. Int J Chron Obstruct Pulmon Dis 2022; 17: 2013-25
ICD-Codes: J44.9

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