Schlaflose junge Frau

Angst und Depression in der HUNT-Studie

Neuro-Depesche 4/2022

Schmerzen plus Insomnie erhöhen das Risiko

Chronische muskuloskelettale Schmerzen und Schlaflosigkeit treten häufig gemeinsam auf und gelten jeweils als unabhängiger Risikofaktor für Angst und Depression. Ob sich Schmerzen und Insomnie hinsichtlich des Angst- und Depressionsrisikos gegenseitig verstärken, wurde jetzt in der norwegischen HUNT-Studie untersucht.
Kommentar
Menschen mit chronischen muskuloskelettalen Schmerzen an mehreren Körperregionen, die zusätzlich an Schlaflosigkeit leiden, hatten ein besonders hohes Risiko für Angst und/oder Depression. Da die Insomniesymptome den Zusammenhang zwischen Schmerz und psychischen Störungen zu modulieren scheinen, sollten die Insonie bei der Schmerztherapie adressiert werden.
18.301 erwachsene Teilnehmer der prospektiven bevölkerungsbasierten HUNT-Studie waren initial (2006 - 2008) ohne Angst oder Depression. Bei der Nachuntersuchung (2017 - 2019) wurde die Prävalenz beider Störungen erhoben und mit chronischen Schmerzen (mit und ohne Schlafprobleme: 48,7 %) in Beziehung gesetzt. Vor allem wurde der Zusammenhang mit der Zahl der Schmerzlokalisationen (Nacken, Schultern, Rücken, Hüfte, Füße etc.) untersucht.
 
Risikoerhöhung um bis das Zweieinhalbfache
2.155 Teilnehmer (11,8 %) berichteten beim Follow up Angst (8,8 %) und/oder Depression (5,1 %). Das Risiko dafür war signifikant positiv mit der Anzahl der Schmerzregionen assoziiert (p < 0,001). Gegenüber Personen ohne Schmerz- und Insomniesymptome als Referenz hatten Patienten mit ≥ 5 Schmerzregionen (und keinen Schlaflosigkeitssymptomen) eine Risk Ratio (RR) für Angst/Depression von 1,52 (95 %-KI: 1,28 - 1,81). Bei Personen mit Insomnie (und ohne Schmerzen) lag die RR bei 1,78 (95 %-KI: 1,33 - 2,38). Noch einmal deutlich stärker erhöht war das Angst-/Depressions-Risiko bei Personen mit ≥ 5 Schmerzstellen plus Schlaflosigkeit: Bei diesem additiven Effekt betrug die RR 2,42 (95 %-KI: 1,85 - 3,16).
Über die Additivität für die Kombination von ≥ 5 Schmerzstellen und Schlaflosigkeit hinaus fanden sich keine synergistischen Effekte auf das Angst- und/oder Depressionsrisiko . HL
Quelle: Marcuzzi A et al.: The interplay between multisite pain and insomnia on the risk of anxiety and depression: the HUNT study. BMC Psychiatry 2022; 22(1): 124 [Epub 16. Feb.; doi: 10.1186/s12888-022-03762-0
ICD-Codes: M54.9
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