19 Metaanalysen zu 559 Primärstudien mit insgesamt 4.089.547 Teilnehmern ergaben: Sexueller Missbrauch im Kindesalter war mit 26 von 28 spezifischen Outcome- Parametern assoziiert: Die Odds Ratios für sechs von acht psychiatrischen Diagnosen im Erwachsenenalter zeigten eine Risikoerhöhung um etwa das Zwei- bis Dreifache: Sie reichten von 2,2 bis 3,3, für ein negatives psychosoziales Outcome von 1,2 bis 3,4 und für körperliche Gesundheitsbeeinträchtigungen von 1,4 bis 1,9. Die stärksten psychiatrischen Assoziationen mit sexuellem Missbrauch im Kindesalter hatten eine Konversionsstörung (OR: 3,3), Borderline-Persönlichkeitsstörung (OR: 2,9), Angststörung (OR: 2,7) und Depression (OR: 2,7) sowie schwächer eine Schizophrenie (OR: 1,4). Während die Qualität der Metaanalysen unter anderem zu Borderline- Persönlichkeitsstörungen und Angstzuständen gering und bei Konversionsstörungen nur mäßig war, erfüllten vor allem die Studien zu Schizophrenie, posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) und dem psychosozialen Endpunkt Substanzmissbrauchhohe Qualitätsstandards. Wie die Autoren hervorheben, zeigten Längsschnittstudien beispielsweise, dass 36 von 96 (38 %) sexuell missbrauchten Kindern später eine PTBS und 503 von 1.809 Kindern (28 %) später einen Substanzmissbrauch entwickelten. Obwohl sexueller Missbrauch im Kindesalter mit einer Vielzahl psychosozialer und gesundheitlicher Folgen verbunden war, waren den systematischen Überprüfungen zufolge nur zwei psychiatrischen Störungen (PTBS und Schizophrenie) und ein psychosozialer Parameter (Substanzmissbrauch) in Studien von hoher Qualität gehäuft.
Ob (frühzeitig eingeleitete) Interventionen die Entwicklung dieser psychiatrischen Störungen nach Kindesmissbrauch verringern können, bedarf der kritischen Prüfung.