Mit digitaler Unterstützung und hoher Intensität

Naturmedizin 1/2020

Parkinson: Effektives Training zu Hause ist möglich

Zertifizierte Fortbildung
Regelmäßige Bewegung mit hoher Intensität kann einige Parkinson-Symptome lindern. Wichtig ist jedoch, dass das Training regelmäßig und korrekt ausgeführt wird. In angeleiteten Trainingsgruppen ist dies sichergestellt. Aber gibt es auch sinnvolle Unterstützung, damit Patienten zu Hause alleine trainieren können? Ein niederländisches Forscherteam hat dies getestet und kam zu positiven Ergebnissen.
Gerade in Frühstadien der Parkinson- Krankheit kann die Bewegungstherapie dabei helfen, die Ausprägung motorischer Symptome zu mildern. Zwei im Jahre 2018 veröffentlichte Studien von hoher Qualität bestätigen dies, aber dabei handelte es sich um in Gruppen und unter Anleitung durchgeführte Interventionen. Die korrekte Umsetzung und die Regelmäßigkeit der Übungen war durch die engmaschige Betreuung gesichert. Nur eine einzige vorangegangene Studie beschäftigte sich mit dem selbstständigen Training zu Hause und lieferte indifferente Ergebnisse.
Aus therapeutischen wie wirtschaftlichen Gründen wäre es aber wünschenswert, wenn Patienten auch zu Hause Übungen regelmäßig durchführen würden. Dies kann funktionieren, und zwar mithilfe von Virtual- Reality-Software und Real-Life-Videos, so die Ergebnisse einer doppelblinden randomisierten kontrollierten klinischen Studie.
 
Hometrainer vs. Stretching
130 Parkinson-Patientinnen- und -patienten im Alter von 30 bis 75 Jahren mit maximal Schweregrad II nach der Hoehn-und Jahr-Skala (beidseitige Symptomatik, keine Haltungsinstabilität) wurden dafür in zwei gleich große Gruppen eingeteilt. Die Teilnehmenden erhielten zum Studienzeitpunkt dopaminerge Medikamente. Die Patienten beider Gruppen sollten zu Hause 30 bis 45 Minuten Training dreimal pro Woche für sechs Monate durchführen. Gruppe 1 sollte mit dem Heimtrainer (Fahrrad, Stepper) trainieren, Gruppe 2 ein Stretchingprogramm durchführen. Die Teilnehmer beider Gruppen erhielten eine motivierende App. Die Heimtrainer der Patienten aus Gruppe 1 wurden zusätzlich mit Virtual-Reality-Software und Real-Life-Videos ausgestattet. Als Hauptergebnis wurde der Unterschied der Motorikstörungen bewertet nach Parkinson's Disease Rating Scale (MDS-UPDRS) nach sechs Monaten, getestet ≥12 h nach der letzten Medikamenteneinnahme. Eine Differenz zwischen den Gruppen von drei bis fünf Punkten oder mehr wurde als klinisch relevant angesehen.
 
Ergebnisse
Die höhere Intensität der Übungen auf dem Heimtrainer brachte bessere Ergebnisse als das sanfte Stretching. Der Unterschied zwischen den Gruppen bezüglich motorischer Symptome betrug zwei bis vier Punkte. Diese Ergebnisse decken sich mit früheren Untersuchungen, die zeigten, dass hochintensives Trainig besser wirkt. Allerdings waren dies immer überwachte Interventionen in Fitnessstudios oder Praxen mit Betreuung von Fachpersonen.
Es geht aber auch zu Hause. Wichtig für die Motivation der regelmäßigen Durchführung scheint die digitale technische Unterstützung zu sein. Können die Patienten auf dem Heimtrainer ein Video sehen, das ihnen beispielsweise zeigt, wie sie eine schöne Strecke entlangfahren, empfinden sie mehr Freude bei der Durchführung. Neben der Besserung der motorischen Symptomatik zeigten sich auch deutliche Verbesserungen bezüglich der kardio-vaskulären Leistungsfähigkeit.
Auf nicht motorische Symptome hatten die Interventionen keinen Einfluss. Dies könnte laut den Autoren auch an dem relativ kurzen Interventionszeitraum und der relativ kleinen Stichprobengröße liegen.
Bewegung hat einen positiven Effekt auf die neurologische Gesundhei;, wie diese vermittelt werden, ist bisher nur in geringen Maße geklärt.


Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle: van der Kolk NM et al.: Effectiveness of home-based and remotely supervised aerobic exercise in Parkinson´s disease: a double-blind, randomised controlled trial. Lancet Neurol. 2019; 18(11): 998- 1008
ICD-Codes: G20

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