Heute weiß man, dass das Timing der Mahlzeiten einen wesentlichen Beitrag zur Regulation des Stoffwechsels und des Körpergewichts leistet. Wissenschaftler hoffen, dass mit Strategien der Mahlzeitsteuerung Adipositas und Stoffwechselerkrankungen bei jungen und älteren Menschen verhindert werden können. Die neue Disziplin der Chrononutrition hat deshalb zunehmendes Interesse erfahren.
Bei Säugetieren steckt die übergeordnete Taktgeberuhr im Nucleus suprachiasmaticus des Hypothalamus; sie wird durch Hell-Dunkel-Signale synchronisiert. Eine periphere Uhr wird von dieser via Nerven und Hormonsignalen eingestellt. Periphere Oszillatoren finden sich in fast allen Geweben, einschließlich Leber, Herz, Nieren, Darm, Skelettmuskulatur sowie auch in Adipozyten und in Blutzellen. Die Nahrungsaufnahme stellte einen externen Zeitgeber dar, der die zirkadiane Uhr modifiziert (vor allem über die peripheren Uhren). Die täglichen Rhythmen sind das Ergebnis einer Interaktion zwischen endogener Uhr, Lichtwechsel und Muster des Essens.
Zwischen der inneren Uhr und vielen Stoffwechselwegen gibt es molekulare Verknüpfungen. Ein großer Teil der Transkriptome, Proteome und Metabolome zeigt zirkadiane Oszillationen. Davon sind Kohlenhydrat-, Lipid- und Energiestoffwechsel, Entgiftungsprozesse und entzündliche Reaktionen betroffen.
Die zirkadiane Uhr unterliegt aber auch selbst einer metabolischen Regulation. Unausgewogene oder übermäßige Nahrungszufuhr führen zu einer Störung der zirkadianen Regulation.
Bei Senioren verschiebt sich der zirkadiane Rhythmus oft in Richtung Morgen. Im Alter nimmt auch die Fähigkeit der inneren Uhr ab, einen Jetlag oder Schichtarbeit zu kompensieren. Bei älteren Tieren kann man den zirkadianen Rhythmus mittels fester Fütterungszeiten resynchronisieren. Mäuse sind Nachttiere; sie fressen 70 bis 80 % ihrer täglichen Ration in der Dunkelheit. Füttert man sie nur bei Tag, werden metabolische Prozesse desynchronisiert. Schichtarbeiter, die zur „falschen“ Zeit essen, neigen zu Adipositas. Auch krankhaftes Nachtessen ist mit Fettsucht assoziiert. Wenn Übergewichtige, die üblicherweise an mehr als 15 Stunden des Tages essen, die Nahrungsaufnahme auf zehn bis zwölf Stunden einschränken, nehmen sie ab. Das „time-restricted feeding“ (TRF) während der physiologischen Tageszeit tut bei Mensch und Tier dem Stoffwechsel gut. Die „16:8-Diät“ (Essphase von acht Stunden), eine Form von intermittierendem Fasten, eignet sich zur Gewichtsabnahme. Die Essphase sollte aber eher in den Morgen- als in den Abendstunden liegen.
TRF erscheint als eine attraktive Form von Lebensstilveränderung, weil die Kalorienrestriktion nicht so sehr im Mittelpunkt steht. Man hofft, mit Mahlzeitentiming eine derangierte innere Uhr z. B. bei Senioren wieder korrigieren zu können.