Ein aktuell immer größer werdendes Problem der westlichen Welt sind immer häufiger auftretende Fertilitätsprobleme bei ansonsten gesunden Männern. Eine dänisch-französische Forschergruppe hat sich diesem Problem in einer Studie gewidmet und dabei Analgetika ins Blickfeld gerückt, da sie einen antiandrogenen Effekt haben können. In der randomisiert-kontrollierten Studie mit 31 gesunden männlichen Teilnehmern (18 bis 35 Jahre), aufgeteilt in eine Placebogruppe (n = 17) und eine Ibuprofengruppe (n = 14), untersuchten sie den Effekt einer langfristigen Ibuprofeneinnahme auf die Hormonproduktion. Die Testgruppe erhielt täglich 2x600 mg Ibuprofen über einen Zeitraum von sechs Wochen. Bereits nach zwei Wochen konnte ein signifikanter Anstieg des Luteinisierenden Hormons (LH) in der Ibuprofen-Gruppe um 23 % im Vergleich zur Placebo-Gruppe festgestellt werden. Nach sechs Wochen zeigte sich ein LH-Anstieg von 33 %. Keinen Unterschied gab es beim Vergleich der Testosteronspiegel zwischen den Gruppen. Die Teilnehmer in der Ibuprofengruppe entwickelten per Definition somit einen kompensierten Hypogonadismus. Zur Bestätigung der Ergebnisse behandelten die Autoren Hodenbiopsien von Prostatakrebspatienten ohne Hormonbehandlung mit Ibuprofen unterschiedlicher Konzentrationen und Expositionsdauer. Hierbei konnten sie eine bis zu 40 % verringerte konzentrations- und zeitabhängige Testosteronproduktion durch Ibuprofen feststellen. Ohne den kompensatorischen Einfluss des Hypophysenhormons LH kommt es ex vivo also zur Hemmung der Testosteronproduktion.
Abschließend verifizierten sie ihre Ergebnisse in vitro mit der steroidogenen Zelllinie NCI-H295R, anhand derer ein Einfluss Ibuprofens auf Transkriptionsebene nachgewiesen werden konnte. Die Ergebnisse liefern Anhaltspunkte für ein Umdenken in der Schmerztherapie.