Normales, regelmäßiges Gehen bringt älteren gesunden Erwachsenen und Patienten mit chronischen stabilen Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen respiratorische und kardiopulmonale Vorteile. Doch was passiert, wenn sie an viel befahrenen Straßen entlanglaufen? Zur Beantwortung dieser Frage durften 119 Frauen und Männer ab 60 Jahren in wissenschaftlichem Auftrag zwei Stunden durch London spazieren gehen. Davon waren 40 Freiwillige gesund, 40 Personen litten unter chronisch obstruktiver Lungenkrankheit (COPD) und 39 unter Angina pectoris. Alle hatten vorab mindestens zwölf Monate auf das Rauchen verzichtet. Erkrankte Teilnehmer waren sechs Monate klinisch stabil und mit entsprechenden Medikamenten versorgt.
Das Laufen im Hyde Park führte bei allen Teilnehmern zu einer Zunahme der Lungenfunktion (forciertes exspiratorisches Volumen in der ersten Sekunde und forcierte Vitalkapazität) sowie zu einer Abnahme der Pulswellengeschwindigkeit (PWV) und des Augmentationsindex (AIX) bis zu 26 Stunden nach dem Spaziergang. Gingen die Probanden aber an der Oxford Street spazieren, verkehrten sich die positiven Effekte. Bei Patienten mit COPD verschlechterte sich die Lungenfunktion. Husten, Verschleimung und Kurzatmigkeit nahmen zu. Auch Augmentationsindex und Pulswellengeschwindigkeit stiegen an, was mit Stickstoffoxid und Ultrafeinstaub in Verbindung gebracht wird. Patienten mit ischämischer Herzerkrankung zeigten nur eine Verschlechterung von PWV und AIX, wenn sie keine herzschützenden Medikamente einnahmen. Bei gesunden Probanden waren Veränderungen von PWV und AIX mit Kohlenstoff und Ultrafeinstaub verbunden.
Älteren Erwachsenen und Patienten mit chronischen pulmonalen und kardiologischen Erkrankungen sollte empfohlen werden, beim Spazierengehen stark befahrene Straßen zu meiden und lieber Grünflächen (auch städtische) zu nutzen. Es sollten, dringend Maßnahmen zur Reduktion verkehrsbedingter Luftverschmutzung in Angriff genommen werden.