Supplementierung bei Patienten mit episodischer Migräne

Naturmedizin 3/2020

Interiktaler CGRP-Spiegel mit Vitamin D gesenkt

Neuen Erkenntnissen zufolge hat Vitamin D weitreichende Auswirkungen auf das Immunsystem und die körperliche Gesundheit. Jetzt wurde die Supplementierung randomisiert, placebokontrolliert und doppelblind bei iranischen Patienten mit episodischer Migräne geprüft. Neben einer Besserung der kopfschmerzbedingten Beeinträchtigungen kam es, so eine Post-hoc-Analyse, zu einer signifikanten Verringerung der interiktalen Spiegel des calcitonin gene-related peptide (CGRP).
Kommentar
Diese kleine, aber methodisch hochwertige Studie zeigt: Eine Vitamin-D-Supplementierung konnte bei EM-Patienten, insbesondere bei jenen mit Aura, die Migräne bessern – möglicherweise durch die Reduktion von CGRP, das ja der dominante Mediator der Schmerzpathogenese zu sein scheint. Diese prägnanten Zusammenhänge sollten in Studien mit größeren Fallzahlen überprüft werden.
In die Studie wurden 80 Patienten (80 % Frauen) im mittleren Alter von 37 bis 38 Jahren aufgenommen, die seit über zehn Jahren an einer episodischen Migräne (EM) litten. Nach Randomisierung erhielten je 40 Patienten doppelblind über zwölf Wochen oral 2.000 IE/d Vitamin D oder entsprechend Placebo.
Zu Studienbeginn und -ende wurden die Serumwerte von 25OHD und (mittels ELISA) von CGRP bestimmt. Außerdem wurden die Kopfschmerz-Tagebücher sowie die Werte des Migraine Disability Assessment Questionnaire (MIDAS) ausgewertet.
Die 25OHD-Serumspiegel stiegen unter der Supplementierung über die zwölf Wochen von 27,31 auf 39,65 ng/ml deutlich an (p < 0,001), während sie in der Placebogruppe nur marginal zunahmen (von 33,70 auf 33,95 ng/ml). Angepasst an Basisvariablen und mögliche Einflussfaktoren kam es bei den Vitamin-D-Supplementierten zu einer signifikanten Abnahme der Kopfschmerz- Tage von 8,04 auf 4,71, in der Placebogruppe aber nur von 7,69 auf 6,43 (p = 0,031).
Dabei verbesserte sich der MIDAS-Score unter Verum signifikant (von 29,75 auf 21,49 [16,22 - 26,77] Punkte), während er unter Placebo leicht anstieg (von 36,87 auf 31,16 [25,51 - 36,82); p = 0,016]). Der mittlere Unterschied von -10,38 Punkten war signifikant (p < 0,001). Mit Median- Werten von 3 vs. 2 fiel im Übrigen auch die Therapiezufriedenheit in der Vitamin- D-Gruppe deutlich höher aus als in der Placebogruppe (p = 0,003).
Die Supplementierung war besonders bei den zehn EM-Patienten mit Aura erfolgreich: Sie wiesen die höchste Reduktion der Kopfschmerz-Frequenz (-4,58 Tage/ Monat) und die stärkste MIDAS-Besserung (-16,92 Punkte) auf. Außerdem veränderten sich die CGRP-Spiegel in der Interventionsgruppe mit einer Abnahme von 195,27 auf 153,26 [133,03 - 173,49] ng/l deutlich vorteilhafter als unter Placebo mit einer Zunahme von 166,05 auf 188,35 [167,15 - 209,54] ng/l (p = 0,022). Der Unterschied der durchschnittlichen Veränderung von -27,31 (p = 0,006) vs. +12,57 (p = 0,004) fiel nach Kontrolle von CGRP-Ausgangswert, Alter, Geschlecht, BMI, Migräne-Dauer etc. signifikant zugunsten der Vitamin-D-Gabe aus (p = 0,022).
Quelle: Ghorbani Z et al.: The effects of vitamin D supplementation on interictal serum levels of calcitonin gene-related peptide (CGRP) in episodic migraine patients... J Headache Pain 2020; 21(1): 22 [Epub 24. Feb.; doi: 10.1186/ s10194-020-01090-w]

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