Tee mit Heilkräutern

Primäre Dysmenorrhoe

Naturmedizin 1/2022

Integrative Behandlungsmöglichkeiten

Zertifizierte Fortbildung
Prämenstruelle Schmerzen und Krämpfe bedeuten für viele Frauen einen hohen Leidensdruck. Die Komplementär- und Alternativmedizin halten eine Reihe an Behandlungsmöglichkeiten parat, die Linderung versprechen, darunter Yoga, Heilkräuter, Akupunktur oder Aromatherapien. Eine aktuelle Studie fasste die Methoden mit der höchsten Wirksamkeitsevidenz zusammen.
Die primäre Dysmenorrhoe (PD) beschreibt wiederkehrende endometriale Krämpfe und Schmerzen unklaren Ursprungs, die während der Menstruation auftreten. Sie beginnen meist ein paar Tage vor der Menstruation und enden 48 bis 72 Stunden nach Blutungsbeginn. Hinzu kommen oft weitere Symptome, z. B. Rückenschmerzen, Migräne, Insomnie, Übelkeit, Schwindel, Schweißausbrüche und Depression. Verantwortlich für die schmerzhaften Krämpfe ist eine übermäßige Prostaglandinproduktion, die im Uterusgewebe zu unregelmäßigen Kontraktionen und zu einer verminderten Durchblutung führt. Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) und orale Kontrazeptiva sind etablierte Gegenmittel bei PD, gehen allerdings – vor allem bei langfristigem Einsatz – mit nicht unerheblichen Nebenwirkungen einher. Die Komplementärmedizin und traditionelle Heilmethoden bieten zahlreiche verträglichere Alternativen.
Körperliche Betätigung ist vielleicht eines der wirksamsten Mittel, um PD-Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu steigern. Yoga hat sich dabei als besonders effektiv erwiesen, um die Stärke und die Dauer der menstruellen Schmerzen zu reduzieren. Empfohlen wird täglich eine 20-minütige Einheit während der Lutealphase mit Fokus auf die Körperhaltungen Kobra, Katze und Fisch. Auch auf die Lebensqualität, die Konzentrations- und Leistungsfähigkeit, den Schlaf und das Stressempfinden hat Yoga eine nachweislich positive Wirkung. Andere Formen körperlicher Betätigung, z. B. isometrische Übungen und Stretching, Joggen, Kegelübungen oder Entspannungshaltungen, können die Symptome einer PD ebenfalls lindern. Empfohlen werden 50 Minuten Sport an mindestens drei Tagen pro Woche.
 
Kamille, Fenchel und Co.
Auch einige Heilpflanzen können eine symptomlindernde Wirkung entfalten. Die Kamille (Matricaria chamomilla) ist in der europäischen Volksmedizin bekannt für ihre analgetischen und antientzündlichen Effekte und wirkte in Studien zu PD durchblutungsfördernd auf den Uterus, schmerzlindernd und stimmungsaufhellend.
Fenchel (Foeniculum vulgare Mill.) enthält neben Fenchon und Limonen den Stoff Anethol, das durch Blockade der Dopamin-Rezeptoren die Prostaglandin-gesteuerten Myometrium-Kontraktionen mindert. In Studien verbesserte Fenchel den Schmerz-Score und die Lebensqualität von Patientinnen mit PD.
Die aus Asien stammende Pflanzenart Zataria multiflora hemmt die Prostaglandinproduktion durch das enthaltene Thymol, das als Kalziumkanalblocker fungiert. Weitere Pflanzen, die nachweislich menstruelle Schmerzen lindern können, sind Ingwer, Zimt und Lavendel. Die Evidenz für die Wirksamkeit von Heilpflanzen bei PD ist zwar begrenzt, aber insgesamt vielversprechend.
 
Akupunktur und Massagen
Die Evidenzlage zu Akupressur, neuromuskulären Massagen und Akupunktur als Strategien gegen PD-Symptome ist recht dünn; aufgrund der guten Verträglichkeit kann aber dennoch ein Therapieversuch gemacht werden. Patientinnen mit PD, die mit Akupressur oder Massage behandelt wurden, zeigten in Studien eine verstärkte uterine Durchblutung und berichteten von einer spürbaren Schmerzlinderung. Mittels Akupunktur konnte in einigen Studien sogar eine stärkere Schmerzlinderung erzielt werden als mit NSAR. Die wichtigsten Akupunktur-Punkte für die Therapie von PD sind SP6, BL54 und ST28. Nach einer kürzlich veröffentlichten Metaanalyse sind Aromatherapien mit ätherischen Ölen, allen voran Lavendelöl, hinsichtlich der Wahrnehmung von Schmerzen und Unwohlsein Placebo-Ölen überlegen. Allerdings sind die Daten auch zu dieser Methode sehr heterogen.


Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle: Tsonis O et al.: Integrating lifestyle focused approaches into the management of primary dysmenorrhea: impact on quality of life. Int J Womens Health 2021; 13: 327-36
ICD-Codes: N94.4
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