Vorbeugung der Blasenentzündung mit Cranberry

Naturmedizin 4/2022

HTA-Bericht zur phytotherapeutischen Prävention der Cystitis

Im Auftrag des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hat ein Wissenschaftsteam die Frage untersucht, ob pflanzliche Mittel bei wiederkehrender Blasenentzündung helfen. Durch den präventiven Einsatz von Cranberry- Präparaten können Rezidive verhindert bzw. hinausgezögert werden. Ob sie auch zur Akutbehandlung geeignet sind, bleibt wegen fehlender Daten offen.
Der präventive Einsatz von Cranberry- Präparaten kann bei Frauen mit unkomplizierter wiederkehrender Blasenentzündung sinnvoll sein. Denn im Vergleich mit einer Placebo-Behandlung ergibt sich auf Basis mehrerer randomisierter, kontrollierter Studien ein Hinweis darauf, dass der Infekt dann nicht oder erst später wiederkehrt.
 
Vorbeugender Nutzen
Ob der vorbeugende Einsatz von anderen pflanzlichen Mitteln (Phytopräparaten) bei unkomplizierten Blasenentzündungen ebenfalls vorteilhaft sein kann, ist wegen der Vielzahl an Mixturen und Gebinden kaum sicher zu beurteilen. Immerhin liegt auf Basis einer kleinen Studie im Vergleich zu Placebo für ein Präparat aus Bärentraubenblättern und Löwenzahn ein Anhaltspunkt für einen Nutzen hinsichtlich der Rezidivrate binnen eines Jahres vor.
Zum Einsatz von Cranberry-Präparaten oder anderen Phytopräparaten zur Akutbehandlung von symptomatischen Episoden bei Frauen mit unkomplizierter wiederkehrender Blasenentzündung sind nur wenige Daten verfügbar, aus denen sich keine Nutzenaussage ableiten lässt.
Für die Beantwortung der Frage, ob pflanzliche Mittel bei wiederkehrenden unkomplizierten Blasenentzündungen helfen, identifizierte das vom IQWiG beauftragte Wissenschaftsteam 15 geeignete Studien, deren Verzerrungspotenzial allerdings meist als hoch eingestuft wird. Die meisten der eingeschlossenen Studien untersuchten dabei Präparate, die Cranberry enthalten. Hier zeigt sich ein Hinweis auf einen Nutzen von Cranberry im Vergleich zu Placebo – sowohl was die Rezidivrate der Harnwegsinfektion angeht als auch bezüglich des Zeitraums bis zum ersten Wiederauftreten (Rezidiv). Aus dem Vergleich von Cranberry- Präparaten zur Rezidivvermeidung mit einer antibiotischen Langzeitbehandlung zur Rezidivvermeidung zeigt sich ein Anhaltspunkt für einen geringeren Nutzen der Cranberry-Präparate. Die Gabe von Antibiotika zur Rezidivvermeidung als antibiotische Langzeitbehandlung wird in der S3-Leitlinie zu unkomplizierten Harnwegsinfektionen der Deutschen Gesellschaft für Urologie allerdings erst nach dem Versagen von anderen Maßnahmen wie Verhaltensänderungen, nicht antibiotischen Präventionsmaßnahmen sowie bei einem hohen Leidensdruck der Patientinnen für einen Zeitraum von 3 bis 6 Monaten empfohlen. Im Hinblick auf die Vermeidung von Rezidiven gibt es neben den Cranberry-Präparaten für ein Präparat aus Bärentraubenblättern und Löwenzahn Anhaltspunkte für einen Nutzen im Vergleich zu Placebo sowie für ein Präparat aus Liebstöckelwurzel, Rosmarinblättern und Tausendgüldenkraut (in der Kombination mit Antibiotika) Anhaltspunkte für einen Zusatznutzen, also einen Mehrwert, im Vergleich zu der alleinigen Behandlung mit Antibiotika.
 
Alternative zu Antibiotika
Antibiotika sind nicht immer notwendig; unkomplizierte Blasenentzündungen heilen bei 30 bis 50 von 100 Frauen auch ohne Antibiotika innerhalb einer Woche ab. Die eingesetzten pflanzlichen Mittel werden unter anderem aus Cranberry, Bärentraubenblättern, Kapuzinerkressekraut oder Meerrettichwurzel hergestellt. Sie sollen eine keimhemmende, entzündungshemmende oder harntreibende Wirkung haben und so die Dauer einer akuten Blasenentzündung verkürzen oder das Wiederauftreten vermeiden.
Quelle:

Pressemitteilung: Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen

IQWiG: Health Technology Assessment. „Blasenentzündung – Helfen pflanzliche Mittel bei wiederkehrender Blasenentzündung?“

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