An der TU München wurde ein bevölkerungsrepräsentativer Datensatz der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) von > 200.000 Personen ausgewertet. Es erfolgte ein Vergleich der geimpften und der nicht geimpften späteren MS-Patienten mit Versicherten ohne und mit einer anderen Autoimmunerkrankung. Die 12.262 Patienten ließen sich in den fünf Jahren vor ihrer MS-Diagnose seltener impfen als die Kontrollen. 55,5 % der MS-Patienten hatten sich einmal, 29,9 % zweimal und 14,7 % dreimal impfen lassen. Dies galt für Impfungen gegen Pneumokokken, Meningokokken, Mumps, Masern, Röteln und Varizellen, Humanes Papilloma Virus (HPV), Hepatitis A/B und – mit besonders deutlichem Effekt – für FSME- und Grippeimpfungen.
So war das MS-Risiko der Geimpften in allen Gruppenvergleichen geringer: Die Odds Ratios betrugen 0,870 (vs. 79.185 Teilnehmer ohne jegliche Autoimmunerkrankung; p < 0,001) bzw. 0,919 (vs. 19.296 Teilnehmer mit M. Crohn; p < 0,001) und (ohne Signifikanz) 0,973 (vs. 112.292 Teilnehmer mit Psoriasis: p = 0,177). Um Zufallseffekte auszuschließen, wurden verschiedene Sensitivitätsanalysen durchgeführt. In der Kohorte von Patienten mit einer strengeren MS-Definition beispielsweise erwiesen sich die Impfeffekte auf das MS-Risiko sogar als noch stärker.