Folsäure und mediterrane Kost

Naturmedizin 2/2019

Der optimale Speiseplan bei Kinderwunsch

15 bis 25 % aller Paare in den westlichen Ländern schaffen es nicht, innerhalb eines Jahres schwanger zu werden, und etwa genauso viele haben Probleme, eine Schwangerschaft auszutragen. Aus diesem Grund greifen immer mehr betroffene Paare auf reproduktionsmedizinische Maßnahmen zurück. Eine „fertilitätsfördernde“ Ernährung kann die Chancen auf die Erfüllung eines Kinderwunsches aber ebenfalls verbessern.

Folsäure und Vitamin B12 In mehreren Untersuchungen war eine präkonzeptionelle Folat-Supplementation mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit für eine Schwangerschaft verbunden. In einer ungarischen Studie fiel die Schwangerschaftsrate der Frauen, die täglich ein Vitaminpräparat mit 800 μg Folat einnahmen, mit 71,3 vs. 67,9 % höher aus als in der Placebogruppe. In mehreren Studien mit Paaren, die mittels In-vitro-Fertilisation (IVF) eine Schwangerschaft anstrebten, erhöhte sich die Lebendgeburtsrate bei Frauen mit einer Folat-Supplementation von täglich >800 μg um 20 % gegenüber Frauen, die weniger als tgl. 400 μg supplementierten. Frauen mit den höchsten Folat- und Vitamin-B12-Spiegeln wurden dabei mehr als doppelt so häufig schwanger wie diejenigen mit den geringsten Blutspiegeln. Einer Schätzung zufolge könnten 20 % der ovulatorischen Infertilitätsfälle durch die Einnahme (min. 3x/Woche) von Multivitaminpräparaten vermieden werden. Der Verdacht, eine präkonzeptionelle Folsäure-Supplementation würde das fetale Mortalitätsrisiko erhöhen, ist widerlegt.
 
 
Fettsäuren sind ein wichtiges Substrat für die Oozytenreifung, Embryotransplantation und weitere frühe reproduktive Prozesse. Transfette, die allgemein als gesundheitsschädlich gelten, wirken sich Studien zufolge negativ auf die Fruchtbarkeit aus, u. a., indem sie die Insulinresistenz erhöhen, wodurch die ovulatorische Funktion beeinträchtigt werden kann. Dabei war bereits eine konsumierte Menge an Transfettsäuren, wie sie in den USA üblich ist, in Studien mit signifikant verringerten Fekunditätsraten verbunden. In einer Untersuchung stieg das Risiko für ovulatorische Infertilität pro 2% Anstieg im über Transfette gedeckten Energiebedarf um 73%.
Einen gegenteiligen Effekt scheinen mehrfach ungesättigte Fettsäuren zu haben, allen voran Omega-3-Fettsäuren. So hatten in einer US-Studie Frauen mit der höchsten Aufnahme an Omega-3-Fetten ein um 58% geringeres Risiko für Anovulationen gegenüber Frauen mit der geringsten Zufuhr. Zudem verbesserte eine erhöhte Aufnahme von Omega-3-Fetten die Schwangerschaftsraten nach IVF.
 
Soja, Fisch und Fleisch
 
Die Wahl der Proteinquelle ist im Hinblick auf die Fertilität vor allem aufgrund möglicher fertilitätseinschränkender Schadstoffbelastungen relevant. Rotes Fleisch ist oft mit hormonell aktiven Stoffen, Antibiotika und polybromierten Diphenylethern (PBDE) kontaminiert. Gegenüber weißem Fleisch scheint es zudem stärker mit Störungen der embryonalen Entwicklung verbunden zu sein.
Fisch und Meeresfrüchte sind zwar reich an Omega-3-Fettsäuren, aber oft mit Organochlor, Dioxin und Quecksilber belastet. So fand man in einer Studie in Hongkong bei Frauen mit unerklärter Infertilität erhöhte Quecksilberkonzentrationen im Blut, die auf vermehrten Fischkonsum zurückgeführt werden konnten. Unbelasteter Fisch war dagegen in Studien mit einem protektiven Effekt hinsichtlich der Zeit bis zu einem Schwangerschaftseintritt verbunden.
Um von der günstigen Wirkung profitieren zu können, sollte man daher nur auf Fisch aus unbelasteten Gewässern zurückgreifen.
Der Einfluss von Soja als vegetarische Proteinalternative gilt aufgrund des hohen Phytoestrogengehalts der Pflanze als umstritten. In Tierstudien führte eine Soja-angereicherte Ernährung zu starken Reproduktionseinbußen, vermutlich aufgrund einer hormonähnlichen Wirkung. Beim Menschen konnte dieser Effekt bisher allerdings nicht nachgewiesen werden. Tatsächlich fand man in allen Untersuchungen zum Einfluss von Soja oder Phytoestrogen-Supplementen bei IVF-behandelten Paaren sogar einen fertilitätsfördernden Effekt. So hatten in einer US-Studie diejenigen Frauen, die am meisten Soja-Isoflavone konsumierten (im Schnitt 12 mg tgl.), um 77 % höhere Chancen auf eine Lebendgeburt als Frauen, die gar keine Sojaprodukte zu sich nahmen.
 
 
Sowohl Ovarien als auch Endometrium und Plazenta tragen Vitamin-D-Rezeptoren. Zudem wiesen in Experimenten Ratten mit Vitamin-D-Mangel eine reduzierte Fertilität auf. In Humanstudien bestätigte sich teilweise, dass ein Vitamin-D-Defizit die Chancen einer erfolgreichen Schwangerschaft signifikant reduziert.
Autorin: Olivia Hesse
Quelle:

Gaskins AJ et al.: Diet and fertility: a review. Am J Obstet Gynecol 2018; 218: 379-89

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