Die Diagnose und Therapie der Fibromyalgie ist eine große Herausforderung. Bisher konnte trotz intensiver wissenschaftlicher Bemühungen die Ursache der Erkrankung nicht geklärt werden. Diskutiert werden verschiedene Hypothesen wie eine gestörte zentralnervöse nozizeptive Verarbeitung, eine veränderte periphere Nozizeption und eine systemische Entzündung. Leitsymptome sind chronische Schmerzen vor allem an den Triggerpunkten, Schlafstörungen und Fatigue. Diese unspezifische Symptomatik führt dazu, dass nicht selten eine falsche Diagnose gestellt wird. Somit besteht dringender Bedarf an neuen zuverlässigen Diagnosekriterien.
Neue Gesichtspunkte im Hinblick auf die Diagnosestellung ergeben sich aus einer Analyse des Mikrobioms bei den betroffenen Patienten. Im Rahmen einer Studie wurden das Mikrobiom von 77 Fibromyalgie- Patientinnen mit dem von 79 gesunden Kontrollpatienten verglichen. Die Diagnosestellung lag im Durchschnitt zwölf Jahre zurück. Die Identifizierung der Darmbakterien erfolgte mittels gentechnologischer Verfahren. Dabei ergaben sich durchaus relevante Unterschiede in Bezug auf 19 Arten von Darmbakterien.
Darüber hinaus fanden sich bei Fibromyalgie-Patientinnen höhere Serumspiegel an Butyrat und niedrigere Spiegel an Propionat. Zu den Stämmen, die seltener vorkamen, gehörten Faecalibacterium prausnitzii, Bacteroides uniformis, Prevotella copri und Blautia faecis. Darüber hinaus ergab sich eine signifikante Korrelation zwischen der festgestellten Schwere der Erkrankung bezüglich Schmerzintensität, Fatigue bzw. kognitiven Symptomen und der Menge der nachgewiesenen Bakterienarten.
Mithilfe von Algorithmen konnte mit der Analyse der Mikrobiomzusammensetzung eine Vorhersagegenauigkeit bezüglich der Fibromyalgie von 87 bis 88 % erreicht werden. Doch die Frage, ob diese Befunde für Fibromyalgie-Patienten spezifisch sind oder generell bei allen Patienten mit chronischen Schmerzen auftreten, lässt sich nicht eindeutig beantworten.