Scharfes Essen, scharfer Verstand?

Naturmedizin 6/2019

Chili schadet dem Geist

Chili ist eines der am häufigsten genutzten Gewürze. Das darin enthaltene Capsaicin, das für die Schärfe sorgt, gilt als lebensverlängernd und soll auch Adipositas und Hypertonie entgegenwirken. Auf die Kognition scheint der regelmäßige Genuss der kleinen roten Schoten aber keinen positiven Effekt zu haben – im Gegenteil!
Wo könnte man den Zusammenhang zwischen kognitiver Leistung und Chilikonsum besser untersuchen als in Asien, wo der Durchschnittsbürger weitaus mehr Chili pro Tag konsumiert als in Europa? So beträgt in China die Menge einer Standardportion Chili bei 50 g.
In der vorliegenden Studie aus demselbigen Land nahmen 30 % der insgesamt 4.852 Teilnehmer (Alter 63,4 ± 77 Jahre) im Schnitt sogar mehr als 50 g Chili pro Tag zu sich. Die durchschnittlich verzehrte Chilimenge wurde dabei anhand regelmäßig durchgeführter Datenerhebungen zur Ernährung im Zeitraum zwischen 1997 und 2006 ermittelt. Von insgesamt 3.302 Teilnehmern lagen außerdem Daten von mindestens zwei Beurteilungen zur kognitiven Leistungsfähigkeit vor. Dabei stand die Menge an täglich verzehrtem Chili in umgekehrter Assoziation zur kognitiven Leistungsfähigkeit, auch unter statistischer Berücksichtigung verschiedener Lebensstilfaktoren. Bei einem kumulativen durch schnittlichen Chilikonsum von mehr als 50 g pro Tag lag der Regressionskoeffizient für die globale kognitive Funktion bei -1,13 (95%-KI -1,71 bis -0,54). Wer täglich mehr als 50 g Chili verspeiste, schätzte auch mit mehr als doppelt so hoher Wahrscheinlichkeit die eigene Gedächtnisleistung als schlecht ein (OR 2,12) bzw. gab häufiger eine merkliche Verschlechterung an (OR 1,56), als diejenigen, die gar kein Chili aßen. Interessanterweise war die Assoziation bei Personen mit niedrigem BMI stärker ausgeprägt als bei jenen mit höherem BMI.
Wie genau die Wirkung von Capsaicin mit der Kognition zusammenspielt, gilt es allerdings noch zu ergründen.
Quelle: Shi Z et al.: High chili intake and cognitive... Nutrients 2019; 11: 1183

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