Leberzirrhose mit kognitiven Beeinträchtigungen

Naturmedizin 5/2022

Cave: Protein- und Mikronährstoffmangel bei Leberschäden

Die Hepatische Enzephalopathie (HE) betrifft 30–45 % der Patient:innen mit Leberzirrhose und bis zu 50 % der Patient:innen mit transjugulärem intrahepatischem portosystemischen (Stent-)Shunt (TIPS). In der Pathogenese spielt u. a. die Hyperammonämie eine Rolle. Ein aktueller Review stellt frühzeitige, ganzheitliche diagnostische und therapeutische Maßnahmen zum Ernährungsstatus in einem multidisziplinären Ansatz dar – u. a. eine Protein-Mangelernährung wird häufig bei Zirrhosepatient:innen angetroffen.
Folge von Proteinmangel ist häufig Sarkopenie. Dieser Zustand stellt einen Risikofaktor für das Auftreten einer HE dar, da der Skelettmuskel einen alternativen Ort für die Ammoniumentgiftung darstellt. Eine Möglichkeit für eine präventive Maßnahme ist eine Beurteilung des Ernährungszustands, die schon in frühen Stadien der Erkrankung durchgeführt werden sollte. In einem multidisziplinären Team sollte mit Methoden wie Ernährungstagebuch, anthropometrischen Messungen, Blutuntersuchungen, Bioelektrischer Impedanzanalyse, Dual-Röntgen-Absorptiometrie (DEXA), CT, indirekter Kalorimetrie und Dynamometrie gearbeitet werden. Laut den Autor:innen unterscheiden sich die Ernährungsempfehlungen für Patient: innen mit HE sich nicht von denen für Zirrhosepatient:innen ohne HE: Die empfohlene tägliche Kalorienzufuhr bei nicht übergewichtigen Personen sind 30–40 Kcal / kg / Tag mit einer Proteinaufnahme von 1–1,5 g / kg / Tag – insbesondere Protein pflanzlichen Ursprungs – auf 4–6 Mahlzeiten täglich verteilt. Bei Patient:innen mit HE ist es außerdem wichtig, das Elektrolytgleichgewicht zu überwachen und einen eventuellen Mikronährstoffmangel auszugleichen: Natrium und Zink sowie Vitaminmangelerscheinungen können ähnliche neurologische Symptome wie HE verursachen. Der Ernährungsstatus sollte also in seiner Rolle nicht unterschätzt werden.
Quelle: Faccioli J et al.: Nutrition assessment and management in patients with cirrhosis and cognitive impairment: a comprehensive review of literature. J Clin Med. 2022 May 18; 11(10): 2842. doi: 10.3390/jcm11102842. PMID: 35628968; PMCID: PMC9147845.
ICD-Codes: K74.6

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