Naturheilkundliche Behandlung von Blasenentzündungen

Naturmedizin 4/2022

Bei vielen Blasen-Patient:innen kann auf Antibiotika verzichtet werden

Der übermäßige Gebrauch von Antibiotika ist ein wesentlicher Faktor für die Resistenz von Bakterien. Die Harnwegsinfektion (HWI, Blasenentzündung) ist die häufigste Erkrankung, für die Antibiotika im ambulanten Bereich verschrieben werden. Es gibt aber inzwischen viele komplementäre, alternative und integrative Behandlungsansätze für die Zystitis, z. B. Probiotika, D-Mannose und verschiedenste Phytotherapeutika.
Praxisfazit
Von 43 Patient:innen die nachuntersucht wurden, hatten 15 Patient:innen keinen Erfolg mit nichtpharmakologischen Therapien und brauchten dann Antibiotika.
Studien, die naturheilkundliche Therapien mit Placebo oder Antibiotika vergleichen, zeigten bisher gemischte, aber vielversprechende Ergebnisse.
 
Hohes naturheilkundliches Potenzial
Die Naturheilkunde ist ein System innerhalb der Medizin, das das Potenzial hat, den Einsatz von Antibiotika für HWI zu vermeiden, aufgrund seiner Affinität zu nichtpharmakologischen Therapien und seiner Theorie, dass eine Infektion ein Ergebnis sowohl der Anfälligkeit des Immunsystems als auch der Virulenz des Erregers ist.
 
Wie behandeln Ärzt:innen im „real-world setting“?
Garofalo et al. führten eine retrospektive Untersuchung durch und überprüften Fälle, die in 4 naturheilkundlichen Kliniken im Stadtgebiet von Portland, in dem US-amerikanischen Bundesland Oregon, behandelt wurden. Hier arbeiten naturheilkundlich orientierte Ärzt:innen, die auch hausärztlich tätig sind. Das primäre Ziel der Untersuchung war, zu bestimmen, wie diese Ärzt:innen im „real-world setting“ die HWI behandeln. Sekundäre Ziele der Autor:innen waren: Informationen zu den Fällen von Patient:innen zu sammeln, die solche Behandlungen erhielten; die therapeutischen Ergebnisse der Behandlungen; Assoziationen zwischen den Beschwerdebildern und den Verordnungen.
 
Die meisten Patient:innen hatten mit Naturheilkunde Erfolg
Die Wissenschaftler:innen fanden bei 103 Patient:innen mit diagnostizierter Harnwegsinfektion 82 unterschiedliche Behandlungsschemata.
Die meisten Patient: innen erhielten eine Kombination aus Phytotherapeutika und Verhaltensmaßnahmen (z. B. Erhöhung der Flüssigkeitsaufnahme). Die häufigste monotherapeutische Behandlung bildete die Antibiotikatherapie. Von 43 Patient:innen die nachuntersucht wurden, hatten 15 Patient:innen keinen Erfolg mit nichtpharmakologischen Therapien und brauchten dann Antibiotika. Die Stichprobe war vergleichbar mit nationalen US-amerikanischen Daten zur Zusammensetzung von gesetzlich vs. privaten Versicherten, akute vs. rezidivierende/chronische HWI und des Prozentwertes der Fälle von uropathogenen Escherichia coli.
 
Fazit
Die Autor:innen fassen zusammen, dass naturheilkundlich arbeitende Ärzt:innen häufig antibiotische und nichtantibiotische multimodale Therapien für die unkomplizierte HWI verordnen. Ihre Ergebnisse könnten zukünftige Studien leiten, in denen komplementäre und integrative Therapien für unkomplizierte Harnwegsinfektionen untersucht werden.
Quelle: Garofalo L et al.: Naturopathic management of urinary tract infections: A retrospective chart review. J Altern Complement Med. 2021 Dec; 27(12): 1116–1123. doi: 10.1089/acm.2021.0163. Epub 2021 Aug 23. PMID: 34424727; PMCID: PMC8713254

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