In einer aktuell in der renommierten Fachzeitschrift BMJ open veröffentlichten Übersichtsarbeit konnten nun Forscher der LMU München belegen, dass die Akupunktur ein sicheres medizinisches Verfahren ist.
„Wir konnten 11 Studien mit über 800.000 Patientinnen und Patienten auswerten, die die Nebenwirkungen bezogen auf eine ganze Serie systematisch untersuchten. Es zeigte sich, dass jede zehnte Behandlung mit einer ganzen Akupunkturserie mindestens ein unerwünschtes Ereignis hat. Auf die einzelne Behandlung gerechnet bedeutet das ein unerwünschtes Ereignis nach ungefähr jeder dreizehnten Behandlung. Das belegt die Analyse von 5 Studien mit 55.000 Patientinnen und Patienten“, so die Erstautorin Frau Dr. biol. hum. Petra Bäumler, MSc, MPH, Wissenschaftlerin an der Schmerzambulanz, Klinik für Anaesthesiologie, LMU Klinikum München.
Studienleiter Prof. Dr. med. Dominik Irnich ergänzt, dass es sich bei den Nebenwirkungen vorwiegend um kleinere unerwünschte Wirkungen wie Mini-Blutungen, Rötung oder leichten Nadelschmerz handelt. Die Autor:innen diskutieren in der Arbeit inwieweit diese kleinen unerwünschten Wirkungen nicht unmittelbarer Teil der Therapie sind. So wird Schmerz häufig nach Traditioneller Chinesischer Medizin als sogenannte „Fülleerkrankung“ interpretiert und ein kleiner Blutstropfen an Stelle der Nadelung therapeutisch angestrebt.
Die Studie zeigt aber auch, dass schwere unerwünschte Wirkungen vorkommen können. Bei einer Million Akupunkturen ist mit rund 6 direkt auf die Behandlung zurückzuführenden schwerwiegenden Ereignissen zu rechnen. Dazu gehören die Lungenverletzung oder stärkere Herz-Kreislaufreaktionen. „Selbst wenn schwerwiegende Wirkungen nur sehr selten auftreten, erfordert das Erkennen und Management derartiger Ereignisse fundierte medizinische, am besten ärztliche, Kompetenz“, so Irnich weiter.
Der Leiter des Wissenschaftszentrums der Deutschen Ärztegesellschaft für Akupunktur – DÄGfA, Prof. Dr. med. Winfried Banzer, betont die Notwendigkeit dieser Untersuchung: „Lange Zeit hatten wir nur Einzelstudien mit unterschiedlichsten Ansätzen und Ergebnissen. Diese Lücke ist mit dieser Veröffentlichung nun geschlossen.“
Über die DÄGfA
Die gemeinnützige Deutsche Ärztegesellschaft für Akupunktur e.V. (DÄGfA) mit rund 8.600 ärztlichen Mitgliedern ist die älteste deutsche Akupunkturgesellschaft. Erster Vorsitzender der 1951 gegründeten Gesellschaft ist Prof. Dr. med. Dominik Irnich, Leiter der Interdisziplinären Schmerzambulanz am Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU).
Die DÄGfA steht für hochwertige Ärzteausbildung in Akupunktur und TCM und fördert den besonderen Qualitätsanspruch dieser ganzheitlichen Behandlungsmethode. In Kooperation mit anderen Fachgesellschaften und Berufsverbänden setzt sich die DÄGfA dafür ein, dass die Behandlungsmethode in Politik, Forschung, Verbänden und Ärztekammern angemessen berücksichtigt wird.
Im Bereich Forschung, Lehre und Praxis arbeitet die DÄGfA eng mit internationalen und nationalen Einrichtungen, Institutionen und Universitäten zusammen. Sie gibt für ihre Mitglieder und Akupunkturinteressierte die Deutsche Zeitschrift für Akupunktur (DZA) gemeinsam mit anderen deutschsprachigen Fachgesellschaften heraus.
Die DÄGfA initiierte und finanziert über 80 Qualitätszirkel (QZ), sie setzt Standards in der Lehre durch ein umfangreiches, zertifiziertes und staatlich anerkanntes Ausbildungs- und Weiterbildungsangebot. Darüber hinaus fördert die DÄGfA seit 1997 Forschungsprojekte mit bisher über 600.000 Euro. Die Akupunkturweiterentwicklung sowie das Verständnis für ihre Wirkwege und ihre Evidenz werden dadurch kontinuierlich verbessert.